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Psychische Krise bei Kindern und Jugend­lichen: Kinder­schutz­bund und Psycho­thera­peuten­kammer Nieder­sachsen fordern Sofort­hilfe und Chancen­gleich­heit

Anlässlich des Welt­gesund­heits­tages am 7. April zeigen sich der Kinder­schutzbund Nieder­sachsen und die Psycho­thera­peuten­kammer Nieder­sachsen bezüglich des bundesweiten Anstiegs von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen besorgt. Der "Präventionsradar 2024" der DAK-Gesundheit zeigt eine Zunahme psychischer Störungen bei Kindern und Jugend­lichen. Dazu zählen Einsamkeit, Ängste, Erschöpfung sowie psychosomatische Beschwerden. Auch der hohe Beratungsbedarf der Angebote von "Nummer gegen Kummer" zeichnet ein deutliches Bild: Am Standort in Hannover – dem Kinderschutz-Zentrum des Kinderschutzbundes Niedersachsen – wurden im vergangenen Jahr insgesamt 10.193 Beratungen durchgeführt. Unter den häufigsten Anliegen von Kindern und Jugendlichen waren psychosoziale Themen wie psychische Probleme und Ängste.

Pablo Sennett vom Kinderschutzbund Niedersachsen: "Unabhängig davon, ob die Zahlen steigen oder nicht: Das Leiden vieler Kinder und Jugendlicher verfestigt sich. Wir fordern, dass alle Kinder und Jugendlichen die gleichen Chancen auf Gesundheit und ein gesundes Aufwachsen erhalten. Zahlreiche Krankheiten haben ihren Ursprung im Kindes- und Jugendalter, mit massiven Folgen für die Betroffenen. Die in dieser Lebensphase erworbenen gesund­heits­relevanten Verhaltens­weisen haben Konsequenzen bis ins Erwach­senen­alter hinein."

Die Wartezeit auf einen ambulanten Psychotherapieplatz für Kinder und Jugendliche ist in Niedersachsen unzumutbar lang. Die durchschnittliche Wartezeit auf eine psychotherapeutische Sprechstunde, in der die Indikation für eine ambulante psychotherapeutische Behandlung oder andere (Behandlungs-) Maßnahmen gestellt wird, beträgt ca. 3 Wochen. Bis zum Behandlungsbeginn dauert es dann jedoch durchschnittlich noch 20 Wochen, mit deutlichen regionalen Unterschieden.

"Daher fordern wir vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) eine eigene Bedarfsplanung für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Im Zusammenhang mit der Coronapandemie und den aktuellen Krisen haben psychische Erkrankungen weiter zugenommen, so dass die Situation noch angespannter ist. Hier könnten niedrigschwellige gruppentherapeutische Präventionsangebote für psychisch belastetet Kinder und Jugendliche zu einer Entlastung beitragen", heißt es seitens der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen. Mit derartigen Angeboten gibt es zum Beispiel in Nordrhein und Bayern gute Erfahrungen. Der Kinderschutzbund Niedersachsen und die Psychotherapeutenkammer Niedersachsen fordern eine landesweite Strategie, die psychische Gesundheit junger Menschen zu stärken.

"Hinsichtlich eines bedarfsgerechten Behandlungsangebotes für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen fordern wir ein ausreichendes Angebot an Psychotherapieplätzen, so dass eine zeitnahe Versorgung gewährleistet ist", sagt Sennett.