Gesundheitshilfen: Zentralen Frühe Hilfen
Von 2016 bis 2019 wurde an den Standorten Verden, Bad Gandersheim und Wilhelmshaven das Modellprojekt "Zentralen Frühe Hilfen" in unterschiedlichen Settings durchgeführt und mit Landesmitteln gefördert. Die Zentralen bündelten vor Ort die Hilfen bei physischen, psychomotorischen und sozialmedizinischen Fragen und Problemen der Frauen, Eltern und Kinder. Das Konzept zum Ausbau der niedrigschwelligen Gesundheitshilfe für Familien, insbesondere für Schutz suchende Frauen und Kinder, hatte die Stiftung "Eine Chance für Kinder" entwickelt und die Projektleitung übernommen. Die am Modellprojekt beteiligten Kommunen stellten die Räumlichkeiten bereit und gewährleisteten eine enge Kooperation von Gesundheits- und Jugendamt.
Das Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH an der Universität Hannover war mit der Evaluation des Vorhabens beauftragt und hat die Umsetzung von Beginn an begleitet.
Zentrale Frühe Hilfen: vielfältige Aufgaben
In der Sprechstunde können sämtliche gesundheitlichen Probleme von Frauen und Kindern besprochen werden. Die Fachkräfte Frühe Hilfen schätzen gesundheitliche Problemlagen ein, empfehlen/vermitteln bei Bedarf ärztliche Behandlungen. Sie helfen bei "banalen" gesundheitlichen Störungen von Kindern und Erwachsenen, bei einfachen Hautproblemen, in Fragen der Ernährung, raten zu Impfungen und stehen für "typisch weibliche" Themen zur Verfügung.
Während der aufsuchenden Betreuung werden gesundheitliche und / oder psycho-soziale Problemlagen abgeklärt sowie entsprechende Beratung und Hilfen angeboten. Die Beratung kann sowohl unterdrückendes Verhalten von Männern, Gewalt gegenüber Frauen und Kindern oder in der Ehe als auch Fragen zur Schwangerschaftsverhütung umfassen. Darüber hinaus motivieren die Fachkräfte Frühe Hilfen Frauen und Mütter zu mehr Teilhabe und Selbstständigkeit, etwa dazu, die deutsche Sprache konsequent zu erlernen.
Zentrale Frühe Hilfen in Verden bleibt
Mit Unterstützung der Stiftung Eine Chance für Kinder und des Landkreises Verden wird die Zentrale Frühe Hilfen in Verden nun auch nach der Modellerprobung weitergeführt. Lesen Sie mehr dazu im Interview "Vom Modellprojekt zur Bestandseinrichtung".
Die Online-Redaktion hat Sonja Eckstein, Koordinierungsstelle Frühe Hilfen Landkreis Verden, zum Hintergrund und den Erfahrungen aus der Modellprojektphase befragt:
Was war das Besondere am Modell-Setting der Zentrale Frühe Hilfen in Verden?
Die Zentrale wurde Ende Februar 2017 direkt in einem am Kreishaus gelegenen Containerdorf für Flüchtlinge eröffnet. Zur Zielgruppe gehörten zunächst vor allem die Bewohnerinnen des Containerdorfs, aber auch der Stadt Verden und des Landkreises. Das spiegelt sich übrigens auch in der Evaluation wieder: Es wurden fast ausschließlich Frauen mit Migrationshintergrund beraten, die aus einer Vielzahl unterschiedlicher Herkunftsländer kamen. Laut Evaluation hatte Verden insgesamt die höchste Zahl von betreuten Frauen.
Im November 2018 ist die Beratungsstelle aus dem Containerdorf in einen in der Stadt gelegenen Standort umgezogen – Was war der Hintergrund?
Das Containerdorf bei der Kreisverwaltung in Verden wurde komplett geschlossen. In zentraler Lage, direkt gegenüber der Kreisverwaltung, konnten glücklicherweise geeignete Räumlichkeiten gefunden werden. Sie werden mit einem Elterncafé und dem Büro des Projekts "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung" gemeinsam genutzt.
Was hat den Landkreis dazu bewogen, das "Gesundheitszentrum Zentrale Frühe Hilfen Verden" auch nach Abschluss des Modellprojekts weiterzuführen?
Die Bilanz nach fast drei Jahren Projektlaufzeit war positiv. Es hat sich gezeigt, dass der Einsatz von Familienhebammen bei gesundheitlichen Problemen ein optimaler Türöffner ist, um andere, vor allem für Frauen wichtige Fragen, auch psychosozialer Art, anzusprechen und einer Lösung näher zu bringen. Ein Zugang in Flüchtlingsfamilien konnte hergestellt werden - Einige der Flüchtlingsfamilien aus dem Containerdorf, die mittlerweile anderweitig leben, kommen immer noch zu unseren Angeboten.
Wie sehen die neuen Rahmenbedingungen des Gesundheitszentrums aus?
Durch die Unterstützung der Stiftung "Eine Chance für Kinder" und des Landkreises Verden konnten die Stunden der beiden Fachkräfte und die angemietete Räumlichkeit erhalten bleiben. Um den Standort vielen Eltern und Familien bekannt zu machen, finden weitere Angebote aus dem Bereich der Frühen Hilfen in den Räumen statt, zum Beispiel das "Kaffee Kinderwagen". Durch den Umzug in die neuen Räume war auch eine Öffnung des Angebots für alle Eltern leichter möglich.
Was bedeutet das für die Praxis? Welche Angebote gibt es? Was ist geplant?
Für alle werdenden Eltern, Eltern und Familien bietet die Familienhebamme Valentina Gross zweimal die Woche vor Ort Sprechstunden an. Fragen zur Gesundheit, Erziehung, Ernährung, Schwangerschaft und Schwangerschaftsverhütung können gestellt werden.
Als zweite Fachkraft bietet Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenschwester Elke Seemann in der Verdener Aller-Weser-Klinik einen Lotsendienst für Schwangere und gerade gewordene Eltern auf der Entbindungsstation an. Bei Unsicherheiten, sozialen Fragen können sich Familien an Frau Seemann wenden, die regelmäßig vor Ort ist und auch Familien in ihrem Zuhause aufsucht. Wir wollen den Ansatz von sozialräumlich niedrigschwelligen Angeboten stärken und ausbauen.
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Kontakt
Gesundheitszentrum Frühe Hilfen Verden
Lindhooper Straße 63 (gegenüber dem Westeingang der Kreisverwaltung)
27283 Verden
Valentina Gross (Familienhebamme, Leitung Anlaufstelle)
T 01525 / 631 71 00
valentina-gross@landkreis-verden.de
Sprechstunden:
montags 11.30 bis 13.30 Uhr
donnerstags 10.00 bis 12.00 Uhr
Die Einsätze der aufsuchenden Beratung werden von der Koordinierungsstelle Frühe Hilfen koordiniert.
Kontakt:
Luisa Lühring
T 04231 / 156 71
luisa-luehring@landkreis-verden.de