Schutzkonzepte in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sind heute wichtiger denn je. Sie dienen nicht nur dem unmittelbaren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung, sondern auch der Unterstützung und Orientierung von Fachkräften in ihrer täglichen Arbeit. Der Prozess der Schutzkonzepterstellung lädt Fachkräfte dazu ein, in einen fachlichen Austausch zu gehen, sich zu be- und hinterfragen und auf den Weg zu machen, reflexive Aushandlungsprozesse zu initiieren. Die aktive Beteiligung der jungen Menschen bei der Entwicklung von Schutzkonzepten sollte als Wertschätzung ihrer Persönlichkeit verstanden werden und ihnen die Möglichkeit der Selbstwirksamkeit bieten.
Allerdings wird der Begriff "Schutzkonzept" auch oft als bürokratische Pflicht wahrgenommen: etwas, das auf dem Papier gut aussieht, aber im Alltag schwer greifbar ist. Schutzkonzepte, die im Alltag nicht gelebt werden, verfehlen ihren Zweck. Aber wenn sie ernsthaft implementiert, reflektiert und weiterentwickelt werden, bieten sie allen Beteiligten eine wertvolle Grundlage, auf der sie sichere und förderliche Umgebungen für Kinder und Jugendliche schaffen können.
Auf diesem Hintergrund hat das im Sommer 2023 neu eingerichtete Kleinteam "Grundsatzangelegenheiten im Kinderschutz" des Landesjugendamts – Katharina Steinhorst, Gabriela Giesche, Nadine Pietzowski – mit Beteiligung von Praktiker:innen einen Fachtag entwickelt. Wie steht es um das Thema Schutzkonzepte bei Praktiker:innen? Welche Fragen beschäftigen sie und welche Herausforderungen gibt es? Das waren die Leitfragen dazu.
Anfang November 2024 fand der Fachtag mit 140 Teilnehmenden in Hannover statt: Erste Impulse sensibilisierten für die Fragestellung, "was eigentlich beim Kind ankommt": Prof. Dr. Christian Schrapper, ISA e.V. Münster, eröffnete den Fachtag mit seinem Vortrag "Rechte von jungen Menschen in Einrichtungen gewährleisten". Im Anschluss daran gab die Einrichtungsberatung und -aufsicht des Landesjugendamts Einblicke in die Qualitäts- und Prüfstandards: Welche Anforderungen werden an Schutzkonzepte gestellt?
In den Workshops ging es um Partizipationsstrukturen in den Hilfen zur Erziehung und in Pflegefamilien auf Landesebene mit Erfahrungen aus der Projektwerkstatt Beteiligung, um Einbeziehung von Adressat:innen in die Gewaltprävention im Bereich der Eingliederungshilfe, darum wie Mitarbeitende nachhaltig beteiligt weden und an Handlungssicherheit gewinnen können und um das Spannungsfeld Zuwendung versus Grenzverletzung in Alltagssituationen. Ein weiterer, vom Kinderschutzteam des Landesjugendamtes selbst ausgerichteter Workshop ging dem Thema "Netzwerkaufbau regionaler Werkstätten in den stationären Einrichtungen" nach.
Die abschließende Podiumsdiskussion mit den Workshop-Referent:innen und jungen Menschen, die im Kinder- und Jugendhaus Amthor gelebt haben, beleuchtete nochmals verschiedene Ebenen der Schutzkonzepte.