Bei potenziellen Kindeswohlgefährdungen spielen insoweit erfahrene Fachkräfte eine sehr wichtige Rolle. Sie beraten Personen, die beruflich mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt stehen und helfen bei der Einschätzung von Gefährdungssituationen. Die kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Beratungsverläufen ist deshalb mit Blick auf den Kinderschutz von entscheidender Bedeutung. Dies kann für die Fachkräfte eine große Herausforderung darstellen. Das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, die BAG Kinderschutz-Zentren e.V. und die Kinderschutz-Akademie des Kinderschutzbundes Niedersachsen haben daher zum Niedersächsischen Forum für Kinderschutzfachkräfte am 21. November 2024 nach Hannover eingeladen.
Dr. Andreas Philippi, Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung: "Die insoweit erfahrenen Fachkräfte leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Kinder. Die Fallzahlen sind alarmierend. Bundesweit ist im Jahr 2023 die Anzahl der Verfahren zur Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung gegenüber dem Vorjahr wiederholt gestiegen. 211.695 Fälle wurden dabei registriert. Auch in Niedersachsen sind die Zahlen weiterhin auf einem hohen Niveau. Umso wichtiger ist es, den Raum für Austausch und Vernetzung zu bieten, damit unsere Fachkräfte in Niedersachsen sich gut informieren und gegenseitig unterstützen können."
Daniela Rump, Vorsitzende Kinderschutzbund Niedersachsen: "Die Anforderungen an Kinderschutzfachkräfte sind enorm, beispielsweise durch hohe Fallzahlen verbunden mit Zeitdruck. Hinzu kommt die emotionale Belastung aufgrund der Auseinandersetzung mit gravierenden Fällen von Kindeswohlgefährdung und komplexen familiären Problemen. Welche Belastungen erfahren Fachkräfte im beruflichen Alltag, wo verspüren sie Unsicherheiten, welche Ressourcen sind unterstützend – welche fehlen vielleicht? Auf diese Fragen möchten wir in einem geschützten Raum gemeinsam Antworten finden."
Bei dem Fachtag heute beleuchtet ein einleitender Fachvortrag die Bedeutung von Beziehungsarbeit, Netzwerken und kollegialem Austausch aus praktischer und wissenschaftlicher Perspektive. Im Anschluss wurden gemeinsam anonymisierte Fallbeispiele diskutiert. Auf diese Weise soll den Teilnehmenden veranschaulicht werden, wie die im Fachvortrag dargestellten Handlungsansätze praktisch angewendet werden können. Zugleich haben die Fachkräfte die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Unsicherheiten im Umgang mit § 8a SGB VIII zu teilen und zu reflektieren sowie konkrete Herausforderungen aus ihrem beruflichen Alltag mit Teilnehmenden aus verschiedenen Institutionen zu diskutieren und Lösungsansätze zu entwickeln.